Phrase
OT
Psalm 17:1-15
sch2000
Herr, höre mein aufrichtiges Gebet
Ein Gebet Davids.
Höre, o Herr, die gerechte Sache!
Vernimm meine Klage,
achte auf mein Gebet,
das nicht von falschen Lippen kommt!
Prüfe meine Aufrichtigkeit
Von dir gehe das Urteil über mich aus;
deine Augen werden auf die Redlichkeit schauen!
Du hast mein Herz geprüft,
mich in der Nacht durchforscht;
du hast mich geläutert,
und du hast nichts gefunden, worin ich mich vergangen hätte
mit meinen Gedanken
oder mit meinem Mund.
Beim Treiben der Menschen habe ich mich nach dem Wort deiner Lippen gehütet vor den Wegen des Gewalttätigen.
Meine Schritte hielten sich in deinen Spuren,
meine Tritte haben nicht gewankt
Schütze mich vor den Gottlosen, die mich bedrängen
Ich rufe zu dir,
denn du, o Gott, wirst mich erhören;
neige dein Ohr zu mir,
höre meine Rede!
Erweise deine wunderbare Gnade, du Retter derer, die vor den Widersachern Zuflucht suchen bei deiner Rechten!
Behüte mich wie den Augapfel im Auge,
beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel
vor den Gottlosen, die mir Gewalt antun wollen,
vor meinen Todfeinden, die mich umringen!
Ihr fettes [Herz] verschließen sie;
mit ihrem Mund reden sie übermütig.
Auf Schritt und Tritt umringen sie uns jetzt;
sie haben es darauf abgesehen, uns zu Boden zu strecken.
Sie gleichen dem Löwen, der zerreißen will,
dem Junglöwen, der lauert im Versteck.
Errette mich vor den Gottlosen, deren Teil in diesem Leben ist
Steh auf, o Herr,
komm ihm zuvor,
demütige ihn!
Errette meine Seele
von dem Gottlosen durch dein Schwert,
von den Leuten durch deine Hand, o Herr,
von den Leuten dieser Welt,
deren Teil in diesem Leben ist,
und deren Bauch du füllst mit deinem Gut;
sie haben Söhne genug
und lassen, was sie übrig haben, ihren Kindern.
Mein Teil bist du - in Ewigkeit
Ich aber werde dein Angesicht schauen in Gerechtigkeit,
an deinem Anblick mich sättigen, wenn ich erwache.
phrasing
Notizen
Einleitung Es ist der erste Psalm, der ausdrücklich "Gebet" genannt wird und ist am ehesten ein Klagepsalm. Gleichzeitig ist dieses Gebet eine Anwendung der Weisheit von Psalm 1 auf den Beter: Er beansprucht für sich, dass er der Gerechte ist, der sich von den Wegen des Bösen ferngehalten und sich an Gottes Wort gehalten hat. Er beansprucht nun auch den versprochenen Segen, die Bewahrung, das Gedeihen. Zusammenfassung V. 1: Herr, höre mein aufrichtiges Gebet! V. 2-5: Prüfe meine Aufrichtigkeit! V. 6-12: Schütze mich vor den Gottlosen, die mich bedrängen! V. 13-14: Errette mich vor den Gottlosen, deren Teil in diesem Leben ist! V. 15: Mein Teil bist du - in Ewigkeit. 1. Unmittelbare Situation Davids David betet aus einer Situation heraus, wo er sowohl beschuldigt als auch körperlich attackiert wird - man trachtet ihm nach dem Leben. Er prüft sein Gewissen vor Gott und ist sich keiner Schuld bewusst. Er hat sich ganz in den Fußtritten Gottes (d.h. seines Gesetzes) gehalten. (Dabei ist er sich aber bewusst, dass das Urteil von Gott ausgehen muss (V.2) - vgl. Paulus in 1Kor 4:4). Darum ruft er nun mit aller Zuversicht Gott um Hilfe an vor den Gottlosen, die ihm nach dem Leben trachten. 'Obwohl es auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist, müssen wir sehen, dass die Verse 6–9 zwei der „Lieder Mose“ aus dem Pentateuch wiedergeben. Das erste ist das Siegeslied von Exodus 15. Auch hier ist der Zusammenhang auf Hebräisch deutlicher als auf Deutsch, aber selbst auf Deutsch gibt es offensichtliche Parallelen. Drei Ausdrücke stechen hervor: „zeige das Wunder“ (Ps. 17:7) und „wirke Wunder“ (Ex 15:11); „Deine große Liebe“ (Ps. 17:7) und „deine unfehlbare Liebe“ (Ex. 15:13); und „durch deine rechte Hand“ (Ps. 17:7) und „durch deine rechte Hand“ ( Ex 15:12 ). Die Übersetzungen variieren etwas, aber im Hebräischen ist jedes Wortpaar dasselbe. In gleicher Weise gibt es in Psalm 17 Echos des „Liedes des Mose“, das in Deut. 32 aufgezeichnet wurde. Daher kommt der Ausdruck „Apfel deines Auges“ und die Vorstellung, dass Gott den Psalmisten „im Schatten [seines] Flügels “ (Ps. 17:8 ) verbirgt. (vgl. Deut. 32:10-11).' Boice, J. M. (2005). Psalms 1–41: An Expositional Commentary David holt sich somit Zuversicht aus der Erinnerung an Gottes Rettungstaten in der Vergangenheit. Dabei spielt das Wort Gottes eine zentrale Rolle - er hat es verinnerlicht, es ist selbst in Stresssituationen in seinen Gedanken. Die Leute dieser Welt, die bösartig sind und dennoch in diesem Leben gesättigt werden, stehen im Gegensatz zu David, der auf den Herrn vertraut und ihn schauen wird - auch noch über den Tod hinaus. 2. Anwendung des Psalms auf Jesus Machen wir einen Zeitsprung ca. 1000 Jahre nach vorne: Jesus wird gefangen genommen, verleumdet, gegeißelt, verspottet und zum Tod am Kreuz verurteilt. Was David nur in einem relativen Sinn behaupten konnte, nämlich ohne Schuld zu sein, das kann Jesus in einem absoluten Sinn beanspruchen. Niemand kann ihn einer Sünde bezichtigen (Joh 8,46). Im Gegensatz zu David könnte er sich selbst zu seinem Recht verhelfen, indem er zB Engel zu Hilfe ruft, aber er hat um unseretwillen seine göttlichen Macht abgelegt um ganz in Abhängigkeit vom Vater alle Prüfungen zu durchgehen und sein Leben als Lösegeld für uns zu geben. Er kämpft nicht für sich selbst sondern setzt all sein Vertrauen auf Gott und fleht - ähnlich wie in Ps 22 um Rettung vor seinen Feinden. Er durchleidet fürchterliche körperliche und seelische Qualen, als er durch unsere Sünde sogar vom Vater getrennt wird. Aber lässt die Zuversicht nicht los, dass er sein Angesicht in Gerechtigkeit schauen und sich an seinem Anblick sättigen wird, wenn er auferweckt wird. Auch Jesus holt sich Zuversicht aus Gottes Wort, aus der Erinnerung daran, dass Gott die Hilferufe seiner Vorfahren erhört hat (Ps 22:4-5). 3. Anwendung des Psalms auf die NT-Heiligen Wenn man diesen Psalm in NT-Kontext von Gottes Gerechtigkeit betrachtet, die sich im Evangelium offenbart, so kann man es als ein Gebet der Heilsgewissheit anwenden. Der Beter ist sich gewiss, dass er in Christus ohne jede Schuld in Gottes Gerichtssaal ist. Er ist durch das Blut Jesu Christi völlig gereinigt und durch den Erziehungsprozess Gottes in der Nachfolge seines Herrn geläutert. Diese Gewissheit trägt den Beter durch das irdische Leben mit seinen Anfeindungen und Versuchungen. Am Ende wird er in seiner Ähnlichkeit erwachen (1Joh 3:2) und ohne jeden Tadel vor Gott stehen und sein Angesicht sehen (Eph 1:4; Kol 1:21-23). Jes 59:1-2 Sünde steht der Erhörung von Gebeten im Weg. Auch für uns im NT gilt: Ein Leben, das mit Gott im Reinen ist, bringt Freimütigkeit im Gebet und (die Gewissheit der) Erhörung (1Joh 3:21-22, Jak 5:16). Wir können jederzeit zum Thron der Gnade kommen, und uns von aller Ungerechtigkeit reinigen lassen, sodass wir wieder mit reinem Gewissen unsere Anliegen bringen können. Auch wir können unseren Glauben durch Gottes Wort stärken, indem wir uns an die vorangegangen Glaubenshelden erinnern und bedenken, wie Gott ihre Gebete erhört hat (z.B. Hebr 11; Jak 5:17-18), indem wir Jesus schauen (Hebr 5:7) und auch indem wir uns daran erinnern, wie Gott in unserem eigenen Leben und im Leben von Geschwistern wunderbar gerettet hat, besonders im Hinblick auf die Bekehrung. Wenn wir bedenken, dass Gott uns zum Heil erwählt hat, dass er uns liebt und für uns ist - wer soll gegen uns sein? Wollen wir wirklich daran zweifeln, dass er es gut meint? Nein, er wird uns sein Angesicht schauen lassen, uns mit seiner Gemeinschaft sättigen. Aus NT-Sicht bekommen die Fußspuren (V.5) noch eine andere Bedeutung: Gott gab nicht nur seine Gebote, damit wir sie befolgen, er sandte auch Jesus, den Bahnbrecher, der vorausging und in dessen Fußspuren wir nachfolgen können.
notes